Dammbruch in St. Georgen & Österreicher*innen in der Résistance - Newsletter von M. Sulzbacher
Bereits 1935 hatte die österreichische KPÖ, seit 1933 in der Illegalität, einen Brückenkopf in Paris errichtet. Mehr als 20.000 Menschen aus Österreich flüchteten in den folgenden Jahren vor Austrofaschismus und Nazi-Annexion nach Frankreich. Allerdings wurde der kommunistische Widerstand erst aktiv, als die Sowjetunion im Juni 1941 von Deutschland überfallen wurde. Auf Geheiß Moskaus, hatte er sich zuvor ruhig zu verhalten, selbst als Frankreich von den deutschen Truppen überrollt wurde – schließlich hatte der sowjetische Diktator Josef Stalin im August 1939 einen Pakt mit Adolf Hitler geschlossen.
„Mädelarbeit“
Nach dem Angriff auf die Sowjetunion schlossen sich der kommunistische Widerstand sofort der Résistance an. Als deutschsprachige Elsässer (mit Favoritner Wienerisch) getarnt, sammelten sie Informationen oder verbreiteten eine deutschsprachige Untergrundzeitung, in der Stimmung gegen Hitler und die Nazis gemacht wurde. Für die Verteilung der Zeitschriften waren besonders Frauen zuständig. „Mädelarbeit“, wurde diese lebensgefährliche Tätigkeit genannt. Die jungen Frauen, überwiegend jüdische Exilantinnen, sprachen deutsche Besatzungssoldaten an und verwickelten sie in Gespräche, um herauszufinden, ob sie dem Nazi-Regime treu ergeben seien oder doch empfänglich für ihre Propagandatätigkeit wären und sogar Material aus dem Untergrund verbreiten würden, beschreibt Schafranek die Aufgabe.
Die Gestapo war ihnen ständig auf den Fersen, konnte aber aufgrund der engen persönlichen Verflechtungen der Kämpfer und Kämpferinnen keine Spitzel einschleusen. Erst durch den Einsatz von Agents Provocateurs, Soldaten, die vorgaben, regimekritisch zu sein, kam sie einigen auf die Spur.
Archiv im Keller wird zum Verhängnis
Den größten Coup verdankte die Gestapo jedoch der „Sorglosigkeit“ der Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen, berichtet Schafranek. Im Keller seiner Wohnung in Lyon verwahrte ein KP-Funktionär „eine Art politisches Archiv sowie eine Liste all jener, die ab 1944 getarnt als französische Gastarbeiter nach Österreich zurück einzusickern begannen“. Nachdem diese Unterlagen gefunden wurden, erholte sich die Gruppe nicht mehr. „Viele Widerstandskämpfer, insgesamt dürften es fast zwei Drittel der Gruppe gewesen sein, landeten noch in den Folterkellern und Konzentrationslagern des Nazi-Regimes.“
Die Überlebenden erzählten nur selten ihre Geschichten, deswegen sticht die Arbeit von Schafranek besonders hervor. Die Biografien erinnern auch daran, dass es in Österreich nach 1945 nicht gerade ein Vorteil war, im Widerstand gegen die Nazis gewesen zu sein, schon gar nicht als Jude oder Jüdin. (Markus Sulzbacher, 27.10. 2022)
--
Dammbruch in St. Georgen im Attergau
"Wir sind nicht für Extremismus zu haben", erklärte der ÖVP-Bürgermeister von St. Georgen im Attergau vor der Demonstration am Mittwoch. Damit reagierte er auf die Ankündigung von Rechtextremen, ebenfalls an der Kundgebung teilzunehmen, die sich gegen die Errichtung eines Zeltlagers für Geflüchtete in der Ortschaft richtete.
Auf der Demo gab es dann nicht einmal einen Mindestabstand. Transparente der Identitären prägten die Kundgebung, sie verteilten Flyer und skandierten „Widerstand“ und hielten Reden. Gemeinsam zogen schließlich Ortsansässige mit bekannten Rechtsextremen aus Wien durch die Gemeinde.
Auf die Idee, Zelte für Geflüchtete aufzustellen, ist das ÖVP geführte Innenministerium gekommen. Diese sollen wohl abschrecken. Leerstehende Unterkünfte würde es genügend geben.
Erfolg der Rechtsextremen
So wurde eine Situation geschaffen, die Rechtsextreme zu einem Erfolg verholfen hat. Sie konnten sich als Schutzmacht und Unterstützer der Bürger und Bürgerinnen von St. Georgen inszenieren. Sie sind da, wenn die Politik ihren Job nicht macht, so die Botschaft. Das ist ein Dammbruch, der Rechtsextreme beflügelt. (Markus Sulzbacher, 27.10. 2022)
---
Der ORF hat eine ältere Recherche über Motoren für türkische und iranische Kampfdrohnen von mir aufgegriffen.
--
Wenn Sie Freunde und Bekannte haben, denen mein Newsletter gefallen könnte, dann leiten Sie diesen Newsletter doch einfach an sie weiter. Tausend Dank!
Ich freue mich auch über Feedback.
Markus Sulzbacher
Das ist ein privater Newsletter zu aktuellen Themen. Die im Newsletter vertretenen Meinungen sind die meinen. Eine detaillierte Datenschutzerklärung finden Sie hier: https://www.getrevue.co/privacy/platform?locale=de&ref=Revue+Profile
Gestern fand in Wien eine "Demonstration für Neutralität" statt - mit bekannten Gesichtern von Corona-Demoms. Zur Demo kamen jedoch nur 350 Personen.