FPÖ & Identitäre und der Mythos vom "Bevölkerungsaustausch" & Auf1 ohne Lizenz? - Newsletter von M. Sulzbacher
Auf Telegram feiern sich die Rechtsextremen selbst für die Aktion. Neben Fotos und Videos von der Aktion bezeichnen sie sich großspurig als „Störfaktor für die Pläne der globalen Elite“. Und wie immer bitten sie um Spenden – darüber finanziert sich die Gruppe zu einem guten Teil. Dabei ist ihnen enorm wichtig, dass Medien auch über die Aktion berichten, das stärkt ihr Ansehen und bringt mehr Spenden. Das Ganze wirkt mittlerweile wie ein Geschäftsmodell.
Webseite über den angeblichen „Bevölkerungsaustausch“
Auf Telegram erwähnen die Identitären auch die Website „Bevölkerungsaustausch“ der Freiheitlichen Jugend, die ihnen als eine Art Legitimation dient. Das Nachrichtenmagazin „Profil“ hat die Seite unter die Lupe genommen. Auf der Seite behaupten die Freiheitlichen, dass es in „31 Jahren“ mehr Menschen mit Migrationshintergrund als ohne in Österreich geben soll. Dafür werden alle in Österreich lebenden Personen, deren Vorfahren irgendwann zugewandert sind, zu Migrantinnen und Migranten gemacht. Damit wäre auch der ehemalige Parteichef Heinz-Christian Strache ein Migrant. Sein Vater stammt aus Tschechien, die Mutter hat deutsche Wurzeln.
Irreführend, realitätsfern und sinnlos
Die FPÖ nimmt auch weiter an, dass Migrantinnen und Migranten und „Autochthone“ keine gemeinsamen Kinder bekommen. Auf der Website heißt es: „Für diese Modellrechnung gehen wir vereinfachend davon aus, dass sich die Bevölkerungsgruppen nicht vermischen.“ Das ist weltfremd. So ist etwa der niederösterreichische FPÖ-Chef Udo Landbauer der Sohn einer Iranerin und eines Österreichers. Das Fazit von „Profil“: Die Behauptungen und Berechnungen der Seite sind irreführend, realitätsfern und sinnlos.
Allerdings aktiviert diese Erzählung Rechtsextreme hierzulande, wie Martin Sellner, den Chef der Identitären. Aber auch der Massenmörder von Christchurch, Neuseeland, hat sich auf die Theorie vom „großen Bevölkerungsaustausch“ des französischen Rechtsextremen Renaud Camus bezogen; ebenso wie jener Mann, der im Oktober in Bratislava zwei queere Menschen in einer Bar erschossen hat.
Die ideelle Verbindung zwischen der FPÖ und jungen Männern, die sich in einen mörderischen Wahn gegen Muslime, Latinos, Farbige, alle Nichtweißen (und Nichtchristen) überhaupt, hineinsteigern, wird immer klarer. Es handelt sich um Schattierungen eines „weißen Suprematismus“, einer Fantasie von der Vorherrschaft der Weißen, die wiederhergestellt werden muss. Auf der einen Seite steht die rhetorische Gewalt, auf der anderen die reale, mörderische Gewalt irgendwelcher Nobodys, die Zugang zu Waffen haben. (Markus Sulzbacher, 01.12. 2022)
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Auf1 ohne Lizenz?
Auf1 ist ein Coup gelungen. Künftig arbeitet die bekannte Schauspielerin und Moderatorin Sabine Petzl für den Online-Sender, der immer wieder durch die Verbreitung von Verschwörungsmythen und seine Nähe zur FPÖ auffällt.
Die österreichische Medienbehörde KommAustria hat kürzlich bekannt gegeben, ein Verfahren gegen Auf1 wegen des Verdachts auf Senden ohne Zulassung eingeleitet zu haben, „da offensichtlich von Auf1 gestaltete Inhalte im Rahmen des terrestrisch im Raum Linz verbreiteten Programms RTV ausgestrahlt werden“. Mehr dazu:
Der österreichische Sender AUF1 verbreitet Falschmeldungen und Verschwörungsmythen - und erreicht dabei auch in Deutschland viele Menschen. Die österreichische Medienbehörde hat nun ein Verfahren gegen AUF1 eingeleitet. Von C. Reveland und P. Siggelkow.
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Kapfenberg setzt Historikerkommission ein
Nach meiner Recherche über den ehemaligen Bürgermeister, hat Kapfenberg nun eine Historikerkommission eingesetzt, um „sowohl die Geschichte des Franz Fekete als auch anderer bedeutender Persönlichkeiten der Stadt sowie Namensgebungen von Straßen, Gassen und Siedlungen genau unter die wissenschaftliche Lupe zu nehmen“. Die Stadt arbeitet ihre Geschichte in der NS-Zeit auf.
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Künftig werden Artikel von mir auch bei tageins.at erscheinen. Das neue Online-Magazin wird Anfang 2023 starten.
Markus Sulzbacher
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"Mein friedensdenken und -handeln läßt einen Auftritt mit diesen Veranstaltern nicht zu"
Am vergangegen Samstag versammleten sich keine 100 Personen in Wien, um u.a. gegen die Sanktionen gegen Russland zu demonstrieren. Die als Rednerin angekündigte Schriftstellerin Marlene Streeruwitz nahm daran nicht teil. "Mein friedensdenken und -handeln läßt einen Auftritt mit diesen Veranstaltern nicht zu", erklärte Streeruwitz.