Warum Rechtsextreme sich gegen die Proteste im Iran stellen - Newsletter von M. Sulzbacher
Bei dem in Oberösterreich beheimateten Online-Sender „Auf1“ ist eine Version dieser Verschwörungserzählung ebenfalls zu vernehmen. Die USA wolle eine „unfolgsame Regierung wegputschen“, die dem Pentagon und „ihren Verbündeten in Jerusalem schon lange ein Dorn im Auge ist“, erklärt die Moderatorin in einem Beitrag. Die USA wollen ein Land, das „sich nicht unterwerfen will, destabilisieren“, heißt es weiter. Ein möglicher Bürgerkrieg, auf den eine „pro-amerikanische Regierung“ folgt, sei „kein Vorteil für Europa“, erklärt die Moderatorin, westliche Unterstützer und Unterstützerinnen der Proteste seien die „nützlichen Idioten der US-Propaganda“.
Sprachrohr der Szene
Das sind jene Töne, für die „Auf1“ berüchtigt ist. Erst vor eineinhalb Jahren gegründet, hat sich der Online-Sender zu einem Sprachrohr von Corona-leugnenden Menschen und Verschwörungsgläubigen im deutschen Sprachraum gemausert, der hunderttausende Zuseherinnen und Zuseher erreicht. Die deutsche „Zeit“ beschreibt „Auf1“ als ein Medium, das wie harmloses „Frühstücksfernsehen“ daherkomme, aber „rassistische Stereotypen sowie antisemitischen und verschwörerischen Inhalte“ verbreite.
„Die Islamisierung müssen wir bekämpfen, aber nur bei uns“
Am Ende ihres Beitrags klärt die „Auf1“-Moderatorin das Publikum noch auf: „Die Islamisierung müssen wir bekämpfen, aber nur bei uns“. Das ist seit Jahren die Linie von Rechtsextremen. Für sie ist der Islam kein Feind, es sind die Muslime, die in Europa leben.
Rechtsextreme und Islamisten haben beide ein reaktionäres Weltbild. So wird etwa bei „Auf1“ schon mal wohlwollend betont, dass es in dem von den Taliban regierten Afghanistan keine „Schwulenparaden“ gebe. Dazu kommt das Feindbild Feminismus, den beide Gruppen bekämpfen. Mit Gleichberechtigung können sie nichts anfangen, ihr Ideal sind klassische Rollenbilder von Mann und Frau. Dementsprechend nehmen sie die maßgeblich von Frauen getragenen Proteste im Iran auch nicht ernst und machen sich über Solidaritätsaktionen lustig. Identitären-Anführer Martin Sellner bezeichnet es als „narzisstische Selbstdarstellung“, wenn sich bekannte Frauen als Zeichen der Solidarität mit den Protesten die Haare schneiden. Und er fragt, wo die Solidarität bleibe, wenn sich Leute nicht impfen wollen – oder, wie er schreibt, keinem „Gen-Experiment unterziehen wollen“.
Vereint sind Rechtsextreme und Islamisten auch in ihrem Hass auf Israel und Juden und Jüdinnen. Antisemitismus ist für beide Gruppen ein wesentlicher Bestandteil ihrer Ideologie. Eine besonders perfide Veranstaltung fand im Jahr 2006 in der iranischen Hauptstadt Teheran statt. Es wurde zu einer Holocaustleugner-Konferenz geladen, bei der auch Neonazis aus Österreich teilnahmen.
Iran liefert Drohnen nach Russland
Aktuell kommt noch dazu, dass der Iran Kampfdrohnen an Russland liefert. Somit gilt der Iran für pro-russische Rechtsextreme als Verbündeter, dessen Feindbild ebenfalls die USA unter Präsident Joe Biden ist.
„Auf1“ fällt schon länger mit Beiträgen zum Ukraine-Krieg auf. So sagte der deutsche Verleger und Rechtsextremist Jürgen Elsässer in eine „Auf1“-Kamera, dass es ihn freue, dass der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine überfallen habe, da dies ein Zeichen gegen den „Bevölkerungsaustausch" sei. Elsässer besuchte 2012 den Iran, wo er eine Privataudienz bei dem damaligen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad bekam. Ahmadinejad machte während seiner Amtszeit auch mit brachialer Anti-Israel-Rhetorik von sich reden. Zudem bezeichnet er den Holocaust als „Lüge“. (Markus Sulzbacher, 20.10. 2022)
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Markus Sulzbacher
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