Wochenblick wird eingestellt & die neue Normalität - Newsletter von M. Sulzbacher
Normalität 2022
Es ist normal geworden, gemeinsam mit dem wohl bekanntesten Neonazi des Landes zu demonstrieren. Das zeigte sich am vergangenen Samstag in Wien, als Hunderte wegen der Sanktionen gegen Russland, Corona-Maßnahmen oder den „Great Reset“ auf die Straße gingen. Vor zwei Jahren sorgte die Teilnahme von Gottfried Küssel bei Corona-Demonstrationen noch für Schlagzeilen und einige der Protestierenden gingen auf Distanz. Das hat sich geändert. Küssel ist mittlerweile ein Teil der Protestbewegung geworden, der bei Veranstaltungen Reden schwingt und regelmäßig im burgenländischen Eisenstadt Umzüge abhält.
In den vergangenen Monaten tauchte er bei den „Fair Denken“-Demonstrationen in Wien auf, die von Hannes Brejcha wesentlich mitorganisiert wurden. So auch am vergangenen Samstag. Stargast der Kundgebung war der ehemalige FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache, der eine Rede hielt. Die Wege von Küssel und Strache haben sich schon früher gekreuzt. Daran erinnerte Küssel im Jahr 2019 mit einem Interview mit der deutschen Zeitschrift „N.S. Heute“ („Nationaler Sozialismus Heute. Weltanschauung. Bewegung. Leben“).
"Da gab es einige lustige Auftritte"
Darin plauderte er über den damaligen Vizekanzler Strache und deutete an, es gebe noch mehr Informationen. „Da gab es einige lustige Auftritte, über die will ich jetzt aber nicht reden, vielleicht brauchen wir das noch einmal“, sagte Küssel. Strache habe „zwar nie unsere Blutgruppe gehabt“, aber „im stillen Kämmerlein hat er den großen Nationalsozialisten gespielt“, sagte Küssel über die Tätigkeit Straches Ende der 1980er-Jahre in seinem Umfeld. Strache wollte das Interview nicht kommentieren, betonte aber in den vergangenen Jahren, dass er nie ein Neonazi gewesen sei.
Seit sich die beiden Demonstrationsorganisatoren Brejcha („Fairdenken-Demo“) und Martin Rutter („Megademo“) im Sommer verkracht haben, veranstalten beide regelmäßig Demonstrationszüge in Wien – für die gleiche Zielgruppe, mit identen Inhalten. Es geht gegen den angeblichen „Bevölkerungsaustausch“, es wird gegen die Sanktionen und den „Great Reset“ gewettert. Es ist ein Streit um die Führung der Proteste. In den vergangenen Monaten zeigte sich, dass mehr Personen zu den „Megademos“ kommen. Am 4. Dezember marschierten keine 700 Personen durch die Straßen Wiens. Wenn Brejcha zu seiner „Fairdenken-Demo“ ruft, kommen keine 250.
Beachtlich ist, dass bei den Kundgebungen von Rutter auch bekannte FPÖ-Politiker und führende Aktivisten der Identitären dabei sind, während Strache und Küssel bei den „Fairdenken“ auftauchen. (Markus Sulzbacher, 16.12. 2022)
--
Sie finden mich auf Mastodon nun unter @msulzbacher@mstdn.social. Ich freue mich, wenn Sie mir folgen!
–
Wenn Sie Freunde und Bekannte haben, denen mein Newsletter gefallen könnte, dann leiten Sie diesen Newsletter doch einfach an sie weiter. Tausend Dank!
Ich freue mich auch über Feedback.
Markus Sulzbacher
Das ist ein privater Newsletter zu aktuellen Themen. Die im Newsletter vertretenen Meinungen sind die meinen. Eine detaillierte Datenschutzerklärung finden Sie hier: https://www.getrevue.co/privacy/platform?locale=de&ref=Revue+Profile